Gestern wollte ich mir endlich die von Kindern in der Bilker Spieloase gebaute Saatbox anschauen, die im benachbarten Schuhgeschäft aufgestellt worden war, aber dort musste ich erfahren, dass man die Box zurückgegeben hatte. Diese ist also im Moment nicht mehr öffentlich zugänglich.
Wer also in Düsseldorf ein Geschäft, Café oder dergleichen betreibt und die Saatbox bei sich aufstellen möchte, möge sich an mich wenden.
Ich habe Gaye Chan nach ihren Erfahrungen mit den Saatboxen auf Hawaii gefragt, nachdem Christine weiter unten in ihrem Kommentar geschrieben hatte, dass ihre Saatbox in Speyer sich rasant leert.
Ich habe habe dann Gaye darum gebeten, ihre Antwort veröffentlichen zu dürfen, was sie mir gern erlaubt hat:
„Hi Michael,
ich verstehe die Situation Deiner Freundin perfekt.
Die große Mehrheit von uns in den USA ist in Gemeinden aufgewachsen, wo man uns nicht beigebracht hat, wie man Lebensmittel anbaut und wie man Samen gewinnt und teilt.
Dieses Projekt ist ein kleiner Schritt dahin, das zu ändern. Aber wir müssen erkennen, dass es ein stilles Projekt ist und dass Veränderung Zeit braucht. Pflanzen brauchen auch lange, um zu wachsen.
Und man kann nicht erwarten, dass die Saatbox aufgefüllt wird wie ein kapitalistisches Kaufhaus, ganz einfach, weil sie keines ist.
Dass sie leer ist, ist ein notwendiger Teil der Erfahrung, weil so die Leute an alle die Punkte erinnert werden, die ich oben aufgeführt habe.
Dass diejenigen, die nehmen, und diejenigen, die etwas hineinlegen, dieselben Leute sein MÜSSEN, wenn wir gut zusammenleben wollen.
Die meisten Saatboxen sind die meiste Zeit leer. Wir haben ein paar Vorschläge:
- sprich mit ein paar Gartenfreunden und lasse sie sich auf eine ganzheitliche Weise beteiligen („get them involved in integral ways“)
- schlage Pflanzen vor, die sehr viele Samen tragen (z.B. Salat, Rucola usw.)
- sprich mit den Leuten, die etwas mitnehmen, darüber nachzudenken, auch etwas bis zur Samenreife stehen zu lassen, zu sammeln und zu teilen
- veranstalte Workshops, wie man Saatgut selbst gewinnt, vor Ort
Wir müssen Geduld und Zuversicht üben. Mithilfe der Saatboxen erzeugen wir Beziehungen und Wissen. Es ist eine schöne Sache.
In Solidarität, Gaye“
Bei einer Düsseldorfer BUND-Veranstaltung im Februar habe ich Antje M. kennengelernt, die in der Spieloase Bilk mit 2 Kindergruppen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren, den „Ökodetektiven“ und der „Papierwerkstatt“, die ersten Saatboxen gebaut hat. Die Ökodetektive beschäftigen sich mit ihrer Umwelt in Bilk. Die Papierwerkstatt macht aus recyceltem Papier Schmuck, Möbel und andere Objekte.
Nun habe ich erfahren, dass die Kinder eine Box bei ihrem Onkel, dem Schuster, aufgestellt haben: „Brunnen Schuh & Schlüsseldienst“, Brunnenstr. 65, Eingang direkt neben der Spieloase.
Die Box ist viel schöner als mein Prototyp geworden und mag allen als Anregung dienen 🙂
Beim schon erwähnten Bonner Saatgutfestival hatte ich Gelegenheit, kurz mit der 1. Vorsitzenden des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) kurz zu sprechen. Hier geht’s zum Interview.
Gestern erhielt ich die Nachricht von Christine N., dass sie in der dortigen Stadtbücherei die erste Saatbox aufgestellt hat.
Sie besteht aus einer ehemaligen Weinkiste, deren Deckel sie an der Rückseite hochkant angeschraubt hat.
Zur Erstausstattung gehören u.a. Bohnen-, Tomaten-, Basilikum, Echinacea-, Salat- und Maissamen.
Ein leuchtendes Vorbild, dem ich gaaaaanz viele NachahmerInnen wünsche 🙂
Nachträgliche Ergänzung: Christine ist durch den erwähnten Beitrag im März-Knauserer auf R(h)einsaat gestoßen! Nochmal einen herzlichen Dank an Michaela Brötz!
Es gibt eine Diskussion darüber, analog zu Software usw. auch Saatgut unter Creative Commons-Lizenzen zu stellen.
Dazu habe ich einen Bericht über das AGRECOL-Herbsttreffen im letzten Oktober gefunden:
„Die Privatisierung im Saatgutsektor schreitet ungebremst voran und die Grenzen sinnvoller Privatisierung sind längst überschritten….“ mehr:
http://www.agrecol.de/?q=fr/node/268
Am Ende dieser Seite kann man diverse Dokumente zum Thema herunterladen.
Sehr lohnende Quelle zum Thema!
„Über zehntausend Jahre war es gute landwirtschaftliche Tradition, dass Bauern einen Teil ihrer Ernte als Saatgut zurückbehielten, um es in der nächsten Saison wieder auszusähen. Dieser sogenannte Nachbau setzt allerdings samenfeste Sorten voraus….“
Guter Beitrag auf Vielfalterleben von Alnatura.
Gestern fand in Bonn das erste Saatgutfestival des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) statt.
Neben dem Vortragsprogramm gab es auch eine Ausstellung der Vielfalt, wie beispielsweise die der Maissorten, dazu einige Verkaufräume von auf regionale Sorten spezialisierten Gartenbaubetrieben.
Den ganzen Tag herrschte ein enormer Andrang, und auch die mit einfachsten Mitteln auf einem Tisch eingerichtete Samentauschbörse, die wir unten auf dem Foto sehen, wurde weidlich genutzt und verführte zum Fachsimpeln und Erfahrungsaustausch.
Ich hatte mein Kartonmodell der Saatbox dabei, die viel Aufmerksamkeit erregte und die auch häufig fotografiert wurde.
Die Besucher kamen aus einem weiten Umkreis. So sprach ich beispielsweise mit Gästen aus Frankfurt, und auch aus dem Hunsrück war jemand dabei.
Ertauscht und gekauft habe ich viele Sorten, von deren Existenz ich teilweise vorher nichts wusste: Johannisbeertomaten, Spargelsalat, Wildkohl, die Schalerbse „Kleine Rheinländerin“, Knospenkohl und einige andere. Wenn alles aufgeht und zur Reife gelangt, wird es dieses Jahr kulinarisch eine reiche Saison 🙂
Wie kommt man an „gutes“ Saatgut und Pflanzen, solange die Saatboxen noch nicht überall leicht zugänglich und wohlgefühlt herumstehen?
Die beste Strategie ist m. E., gezielt nach regionalem, samenfesten Saatgut zu suchen. Ein Startpunkt ist z.B. meine Linkliste, bei der ich mir sicher bin, dass das von dort stammende Saatgut in diesem Sinne in Ordnung ist. Allenfalls das IPK ist aufgrund seiner Gentechnikforschung fragwürdig, aber für seltene Sorten die einzige Quelle.
Immer häufiger stehen auch kleine biologische Gartenbaubetriebe auf Wochenmärkten und bieten ihre regionalen Sorten an.
Eine weitere Möglichkeit ist, gezielt nach Samentauschbörsen zu suchen. Eine großartige Möglichkeit dieser Art bietet sich übermorgen: Saatgut ist Kulturgut: Festival in Bonn
Und wenn man sie erst einmal hat, kann man zumindest die leicht vermehrbaren Sorten selbst nachziehen und teilen.
Rote Melde
Die Samen einer einzelnen Pflanze bringen mehr Melde hervor als ich in einer Saison essen kann 🙂
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