Beim gestrigen Saatgutfestival in Königswinter traf ich Elke von Westerwald im Wandel. Sie hatte die mobile Saatgutbox dabei, über die ich im November berichtet hatte.
Ich hatte am Vortag aus einem Schuhkarton eine neue mobile Saatgutbox gebaut, die weniger sperrig ist als mein bisheriges Kartonmodell, und so konnte ich dieses Doppelportrait zweier Saatgutkisten aufnehmen 🙂
Ausserdem habe ich die Gelegenheit genutzt, während des Festivals ein kurzes Interview mit dem Vielfaltsgärtner Christian Havenith über sein Gemüsesortenprojekt Rheinland (+) Pfalz aufzuzeichnen.
Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung mit zahlreichen Kontakten. Ich bin gar nicht dazu gekommen, mir auch nur einen Vortrag anzuhören, weil ich mit so vielen Menschen gesprochen habe.
Eine eifrig genutzte Samentauschbörse gab es auch:
Es gibt Pflanzen, die man leichter über Knollen als über Saatgut vermehrt.
Diese Woche gab es jede Menge Topinamburknollen in der Gemüsekiste, und da einige Prachtexemplare dabei waren, die also in Bezug auf den Ertrag genetisch gut ausgestattet sind, habe ich einige davon im Garten in die Erde gesteckt. Wenn sich diese Sorte so verhält wie die, die ich schon im Garten habe, werde ich im Herbst an dieser Stelle ca. 4 Kilogramm ernten können.
Ich mag Topinambur gern, am liebsten roh im Salat, aber wer mit dem Ernten und Aufessen nicht nachkommt, muss aufpassen, da der Topinambur sehr kräftig wächst und in kurzer Zeit große Flächen bedeckt.
Es gibt mehrere Sorten, man sollte sie vor dem Einpflanzen probieren. Einige sind richtig lecker, andere kamen mir schon ungenießbar vor.
Unter obigem Titel hat die geschätzte Commonerin Silke Helfrich einen lesenswerten Artikel veröffentlicht. Neben dem speziellen Aspekt der Commons bekommt man einen guten Überblick, warum man sich überhaupt um die Saatgutthematik kümmern sollte. Viele weiterführende Links!
Das Foto oben zeigt Samen von hellgrünen Kletterzucchinis, die ich im letzten Jahr zum ersten Mal angebaut habe. Natürlich hatte ich das Saatgut nicht von Konzernen gekauft, sondern von einer Mitgärtnerin im Ökotop bekommen. Die Sorte ist also lokal angepasst, trägt wie verrückt, die Früchte sind lecker und gut lagerfähig. Pflegeaufwand nahe null. Idealtypisch 🙂
Vor zwei Jahren habe ich mir vom IKP Gatersleben Samen von Erdmandeln besorgt und angebaut. Im ersten Jahr habe ich aus 6 Erdmandeln in einem in die Erde eingegrabenen Eimer über 100 gemacht, im zweiten Jahr habe ich nur etwa 10 Erdmandeln geerntet, wahrscheinlich wegen der Wühlmäuse. Ich hatte diesmal die Pflanzen mit keinem schützenden Eimer umgeben.
Deshalb habe ich sie in diesem Jahr in Blumentöpfen auf einem Gartentisch gezogen, so dass sie vor Wühlmäusen sicher waren. Das Bild oben zeigt den Stand der Dinge vor ein paar Wochen.
Inzwischen ist das Gras komplett verwelkt und ich habe die Erdmandeln geerntet. Es handelt sich um kleine Knöllchen im Wurzelbereich, dicht unter der Oberfläche, etwa 2-3 cm tief:
Gewaschen sehen sie so aus, wer mag, kann ja mal nachzählen:
Die „Ausbeute“ betrug 57 g 🙂
Im Unterschied zum Wikipedia-Artikel habe ich die Erdmandel überhaupt nicht als aggressiv empfunden. Im Gegenteil, von 40 eingesäten Mandeln sind auf der Fensterbank nur 7 gekeimt.
Der Geschmack erinnert an Haselnüsse, etwas süßlicher vielleicht und sehr hart. Vermutlich ist das der Grund, warum man sie meistens als Pulver im Bioladen angeboten bekommt.
Heute erfuhr ich, dass es in Hilden in einem Bioladen schon seit einiger Zeit eine Saatgutbox gibt.
Deshalb hier noch mal die Bitte an alle, die irgendwo eine solche Saatgutkiste aufstellen: bitte schickt mir ein Foto und die Adresse des Aufstellorts, damit ich unsere Landkarte vervollständigen kann 🙂
Gestern fand ich im monatlichen Newsletter der Transition-Initiative „Westerwald im Wandel“ einen Hinweis auf eine gerade gebaute mobile Saatgutbox: „Die Idee fanden wir so gut, dass spontan auch eine solche kleine Kiste entstanden ist. Sie kann zu unseren Treffen mitgenommen werden, damit Saatgut, dass wir übrig haben, einfach einen neuen Garten findet.“
Wie wunderbar!
Wer wissen will, wo die moblie Saatgutkiste anzutreffen ist, erkundige sich bitte per Email bei info@westerwaldimwandel.de
Die EU-Kommission hat einen Vorschlag zur EU-Saatgut-Verordnung auf den Tisch gelegt, der die Biodiversität vor allem in der Landwirtschaft mehr gefährdet als bewahrt.
Wie es zu einem solchen Vorschlag kommen konnte, zeigt eine neue Studie der Gruppe ALTER EU. In ExpertInnen-Gruppen der Kommission sitzen manchmal bis zu 94 Prozent VertreterInnen mit einem Naheverhältnis zu Industrie und Konzernen.
In der ExpertInnen-Gruppe zur Saatgut-Verordnung findet sich übrigens die European Seed Association wieder, die unter anderem auch die Interessen der Saatgut-Konzerne Syngenta, Bayer, BASF oder DuPont vertritt.
Was passiert, wenn die Konzerne zu viel Einfluss gewinnen, siehst du in diesem Video.
Überlassen wir das Saatgut nicht den Konzernen. Bitte unterzeichne auf http://freievielfalt.at
Gestern bekam ich eine Email von Heidrun Quintino von der VEBU-Regionalgruppe in Hanau, die bei sich im Flur (Liesingstraße 11, 63457 Hanau) eine ganz zauberhaft gestaltete Saatgutkiste aufgestellt hat. Diese ist die meiste Zeit frei zugänglich, denn „Wir sind ein offenes Haus mit Musikunterricht, veganem Kochunterricht, veganer Gästepension und diesem vegan-vegetarischen Brunch.“
Wer mehr wissen will, schaut auf der Website http://www.kochkurs-hanau.de/ oder http://www.hanau.vebu.de nach!
Ein weiteres schönes Beispiel, dass man mit etwas Phantasie und Geschick auch ganz andere Gestaltungsformen für die Saatgutbox finden kann (und soll). Mein hier veröffentlichter Bauplan ist nur eine Anregung.
Als ich im Dreschflegelkatalog zu Jahresbeginn diese Hirse fand (Setaria italica), wollte ich sie unbedingt einmal ausprobieren, und sie fühlt sich ganz offenkundig in meinem Garten wohl und beginnt allmählich, ihrem Namen alle Ehre zu machen.
Hirse ist ja hinsichtlich ihrer Nährstoffe wesentlich interessanter als die gängigen Getreide und schmeckt auch noch gut, weshalb ich ihr mehr Platz auf meiner Speisekarte einräume.